Oktober
2016 - Unser Fazit am Ende einer langen
Reise um die Welt
Wir
waren gut ein Jahr - 380 Tage in der grossen weiten Welt unterwegs.
Das heisst, 380 Tage voller Abenteuer, neuer Eindrücke,
unglaublicher Begegnungen, vielen Herausforderungen, so manchen
Grenzerfahrungen, …
Aber vor allem bedeutete es, dass wir 380 Tage einen
völlig anderen Lebensstil lebten, als in unserem Leben vor der Reise.
Plötzlich
hatten wir scheinbar unglaublich viel „freie“ Zeit für uns. Je länger wir
unterwegs waren, desto gelassener und entspannter wurden wir, auch in
schwierigen Situationen und realisierten irgendwann, dass wir frei von
Alltagszwängen sind.
Wir
philosophierten, diskutierten, redeten oft stundenlang über dieses und jenes,
uns ging nie der Gesprächsstoff aus. Doch wir unterschätzten am Anfang den Zeitaufwand für alltägliche Dinge. Das
fing mit ganz grundsätzlichen Fragen und Aufgaben an, wie: Wo schlafen wir, wo essen wir, wo kann man
die Wäsche waschen, welche Transportmittel gibt es, was kann man hier an diesem
Ort unternehmen,…
Auf
einmal ist man gezwungen, sich mit realen Problemen auseinanderzusetzen, die
man sonst zu Hause nicht kennt. Z.B. Wie verständige ich mich, wenn keiner
meine Sprache spricht? Gibt es in diesem
Bett Wanzen? Wie kann ich meinen Ekel überwinden, weil ich es in gegebener
Situation einfach muss? Was mache ich, wenn eine Meute Strassenhunde auf mich
losrennt?
Man
ist oft, vor allem unbewusst, damit beschäftigt, Antworten auf solche Fragen zu
finden.
Das
wird manchmal zur Herausforderung, besonders wenn noch die kulturellen
Unterschiede des jeweiligen Landes mit einfliessen.
Hinzu
kommt der Abgleich der Realität mit den eigenen Vorstellungen. Immer wieder
widerlegten neue Erfahrungen die geltenden Bilder in unseren Köpfen über
Menschen, Kulturen, Vorurteile, Klischees. Das ist teilweise wunderbar,
bereichernd, gab uns neue Sichtweisen, aber es ist manchmal auch anstrengend
mit diesen Vorurteilen und fixen Bildern umzugehen.
Wenn jeder Tag anders ist, wenn es keine festen
Strukturen im Leben gibt, kann das sehr anstrengend sein. Und so wurde eine Art
„Reisealltag“ wichtig. Regelmäßigkeit wie .B. lange Kaffee trinken, Lesezeiten,
Filme auf dem PC schauen …taten gut und gaben uns ein Gefühl von Alltag.
Diese
Reise hatte für uns auch viel mit persönlicher Freiheit zu tun. Die freie
Selbstbestimmung und die eigenen Entscheidungen vor niemandem rechtfertigen zu
müssen, hatte für uns einen hohen Stellenwert und wir lernten sie als äußerst
kostbares Gut zu schätzen.
Nach so vielen, teils unglaublichen Erlebnissen und Eindrücken,
wissen wir beide, dass wir dem Ende der Reise nicht nur entgegentreten müssen,
sondern dass das Ende auch gut ist. Unsere Köpfe sind voll. Teilweise sind wir
müde vom Weiterziehen, immer wieder Taschen packen. Besonders wenn wir einen
Rhythmus in einer neuen Umgebung gefunden hatten. Wir hatten immer weniger Lust,
ständig wieder bei Null anzufangen. Wir möchten wieder einen festen Ort zum
„sein“ und wissen beide, dass wir neue Ziele brauchen, bevor man sich verliert
im Reiseflow.
Am
Ende dieser langen Reise wurden wir nachdenklicher und es kamen natürlich auch
Fragen auf:
Hat
uns die Reise verändert? Was nehmen wir
mit für unseren „neuen Alltag“? Was
haben wir unterwegs gelernt? Wovor
haben wir Angst? Worauf freuen wir uns
jetzt?
Diese Fragen zu beantworten ist gar nicht so leicht.
Vermutlich wird erst die Zeit zeigen, was die Reise tatsächlich nachhaltig an
Auswirkungen auf uns hat.
Wir
sehen uns nun vor einer neuen Herausforderung: Dem Heimkehren.
Während
die Entscheidung für diese Reise und das „Losziehen“ für uns beide
gefühlsmässig ganz einfach war, merkten wir nun, wie schwierig das
„Zurückzukehren“ doch ist.
Haben
wir noch vor der Reise geglaubt, wichtige Lebensfragen und Entscheidungen während
dieser Reise zu treffen, so stellten wir fest, dass dies „unterwegs“ überhaupt
nicht möglich war.
Wir
waren in einem anderen Alltag, fast einem anderen Leben, wie sollten wir da
Entscheidungen über eine Realität „zu Hause“, weit weg von dem Hier und Jetzt
treffen können.
Aber
ein Satz kam uns immer wieder in Erinnerung:
„Stillstand
ist der Tod - geh voran - bleibt alles anders“! Daran möchten so gerne daran
festhalten.
Nun
ist sie zu Ende, die grosse Reise, die Ausnahmezeit, das Abenteurer.
Dieses
unglaubliche Jahr hat uns so gut gefallen, dass wir manchmal nicht glauben
können oder wollen, dass es vorbei ist. Wir hatten Glück, mussten uns nicht mit
Krankheiten, Unfällen oder Diebstählen herumschlagen. Bis auf kleine
Wehwehchen, ein paar kleine Verluste von iPod, Sonnenbrillen etc. und dem
KO unserer Kamera lief alles super. Vielleicht ist es uns auch deshalb so
schwer gefallen, loszulassen.
Wir
haben so viel gesehen, waren in den unterschiedlichsten Landschaften, Kulturen
und Klimazonen unterwegs. Wir standen auf hohen Bergen, schnorchelten in
den Meeren, stapften durch den Schnee, schwitzten in den Tropen, waren in der
Wüste, erlebten den Monsun und vieles, vieles mehr. Man
könnte meinen wir hätten sie gesehen, die ganze Welt… Doch die Welt ist noch so
viel grösser, hat noch so viel mehr zu bieten. Und wir haben noch jede Menge
Ziele für die Zukunft.
Wir
haben in unserem Blog versucht, neben dem eigentlichen Reisebericht unsere
Erkenntnisse festzuhalten. Kleine Erkenntnisse, die man ja eigentlich jeden Tag
hat. Oft ist man sich dessen bloß nicht bewusst. Manchmal waren es wirklich nur
Kleinigkeiten, wie z.B. patagonischer Kaffee schmeckt schlecht oder Nasenbären
klauen einem gerne das Essen.
Aber
manchmal waren es auch bedeutendere Dinge. Zum Beispiel die Erinnerung daran
wie das Jahr vor der Abreise für uns verlief.
Alles
was sich zuerst so schwierig und unüberwindbar angehört hat, klappte, wenn man
es erst mal anging, meist ganz einfach. Wir besprachen rechtzeitig unsere
Jobsituation, lösten unsere Wohnung auf, zogen um, meisterten alle Behördengänge
besser als erwartet und heirateten noch schnell (inkl. selbstgenähtem
Hochzeitskleid!).
„Schaffen
wir das alles?“, fragten wir uns manchmal ... „Aber klar! Wir sind so drin im Run,
da bekommen wir das auch noch hin“ Und tatsächlich - alles klappte!
Das
war auch schon unsere erste Erkenntnis, noch bevor es überhaupt losging: Man
wird sehr effizienter, bekommt so viel mehr hin als man denkt, und:
Es
fühlt sich wunderbar an, wenn man ein grosses Ziel vor Augen hat!
Auch
das möchten wir gerne für die Zukunft erhalten - den Status Quo vor der Reise
und ein neues Ziel.
Aber
die wirklich große Erkenntnis dieser Reise, vielleicht das Kernfazit ist für
uns:
„Alles wird gut!“
Daran
glauben wir heute mehr denn je. Diese Reise hat das so oft bewiesen.
Egal
wie schwierig manche Situation war, egal wie seltsam die Dinge manchmal liefen…
am Ende hat alles geklappt, es gab immer eine Möglichkeit, eine Lösung und vor
allem gab es immer Hilfe durch andere Leute.
An
diesem Gedanken wollen wir festhalten.
Daran
glauben wir auch in unserem neuen Alltag zu Hause!
Oktober 2015
Oktober 2016
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