Sonntag, 13. November 2016

unsere Weltreise - unser Fazit

Oktober 2016 -  Unser Fazit am Ende einer langen Reise um die Welt

Wir waren gut ein Jahr - 380 Tage in der grossen weiten Welt unterwegs.
Das heisst, 380 Tage voller Abenteuer, neuer Eindrücke, unglaublicher Begegnungen, vielen Herausforderungen, so manchen Grenzerfahrungen, …

Aber vor allem bedeutete es, dass wir 380 Tage einen völlig anderen Lebensstil lebten, als in unserem Leben vor der Reise.
Plötzlich hatten wir scheinbar unglaublich viel „freie“ Zeit für uns. Je länger wir unterwegs waren, desto gelassener und entspannter wurden wir, auch in schwierigen Situationen und realisierten irgendwann, dass wir frei von Alltagszwängen sind.
Wir philosophierten, diskutierten, redeten oft stundenlang über dieses und jenes, uns ging nie der Gesprächsstoff aus. Doch wir unterschätzten am Anfang  den Zeitaufwand für alltägliche Dinge. Das fing mit ganz grundsätzlichen Fragen und Aufgaben an, wie:  Wo schlafen wir, wo essen wir, wo kann man die Wäsche waschen, welche Transportmittel gibt es, was kann man hier an diesem Ort unternehmen,…

Auf einmal ist man gezwungen, sich mit realen Problemen auseinanderzusetzen, die man sonst zu Hause nicht kennt. Z.B. Wie verständige ich mich, wenn keiner meine Sprache spricht?  Gibt es in diesem Bett Wanzen? Wie kann ich meinen Ekel überwinden, weil ich es in gegebener Situation einfach muss? Was mache ich, wenn eine Meute Strassenhunde auf mich losrennt?
Man ist oft, vor allem unbewusst, damit beschäftigt, Antworten auf solche Fragen zu finden.
Das wird manchmal zur Herausforderung, besonders wenn noch die kulturellen Unterschiede des jeweiligen Landes mit einfliessen.
Hinzu kommt der Abgleich der Realität mit den eigenen Vorstellungen. Immer wieder widerlegten neue Erfahrungen die geltenden Bilder in unseren Köpfen über Menschen, Kulturen, Vorurteile, Klischees. Das ist teilweise wunderbar, bereichernd, gab uns neue Sichtweisen, aber es ist manchmal auch anstrengend mit diesen Vorurteilen und fixen Bildern umzugehen.

Wenn jeder Tag anders ist, wenn es keine festen Strukturen im Leben gibt, kann das sehr anstrengend sein. Und so wurde eine Art „Reisealltag“ wichtig. Regelmäßigkeit wie .B. lange Kaffee trinken, Lesezeiten, Filme auf dem PC schauen …taten gut und gaben uns ein Gefühl von Alltag.
Diese Reise hatte für uns auch viel mit persönlicher Freiheit zu tun. Die freie Selbstbestimmung und die eigenen Entscheidungen vor niemandem rechtfertigen zu müssen, hatte für uns einen hohen Stellenwert und wir lernten sie als äußerst kostbares Gut zu schätzen.

Nach so vielen, teils unglaublichen Erlebnissen und Eindrücken, wissen wir beide, dass wir dem Ende der Reise nicht nur entgegentreten müssen, sondern dass das Ende auch gut ist. Unsere Köpfe sind voll. Teilweise sind wir müde vom Weiterziehen, immer wieder Taschen packen. Besonders wenn wir einen Rhythmus in einer neuen Umgebung gefunden hatten. Wir hatten immer weniger Lust, ständig wieder bei Null anzufangen. Wir möchten wieder einen festen Ort zum „sein“ und wissen beide, dass wir neue Ziele brauchen, bevor man sich verliert im Reiseflow.
Am Ende dieser langen Reise wurden wir nachdenklicher und es kamen natürlich auch Fragen auf:
Hat uns die Reise verändert?   Was nehmen wir mit für unseren „neuen Alltag“?   Was haben wir unterwegs gelernt?    Wovor haben wir Angst?   Worauf freuen wir uns jetzt?
Diese Fragen zu beantworten ist gar nicht so leicht. Vermutlich wird erst die Zeit zeigen, was die Reise tatsächlich nachhaltig an Auswirkungen auf uns hat.
Wir sehen uns nun vor einer neuen Herausforderung: Dem Heimkehren.
Während die Entscheidung für diese Reise und das „Losziehen“ für uns beide gefühlsmässig ganz einfach war, merkten wir nun, wie schwierig das „Zurückzukehren“ doch ist.

Haben wir noch vor der Reise geglaubt, wichtige Lebensfragen und Entscheidungen während dieser Reise zu treffen, so stellten wir fest, dass dies „unterwegs“ überhaupt nicht möglich war.
Wir waren in einem anderen Alltag, fast einem anderen Leben, wie sollten wir da Entscheidungen über eine Realität „zu Hause“, weit weg von dem Hier und Jetzt treffen können.
Aber ein Satz kam uns immer wieder in Erinnerung:
„Stillstand ist der Tod - geh voran - bleibt alles anders“! Daran möchten so gerne daran festhalten.

Nun ist sie zu Ende, die grosse Reise, die Ausnahmezeit, das Abenteurer.
Dieses unglaubliche Jahr hat uns so gut gefallen, dass wir manchmal nicht glauben können oder wollen, dass es vorbei ist. Wir hatten Glück, mussten uns nicht mit Krankheiten, Unfällen oder Diebstählen herumschlagen. Bis auf kleine Wehwehchen, ein paar kleine Verluste von iPod, Sonnenbrillen etc. und dem KO unserer Kamera lief alles super. Vielleicht ist es uns auch deshalb so schwer gefallen, loszulassen.
Wir haben so viel gesehen, waren in den unterschiedlichsten Landschaften, Kulturen und Klimazonen unterwegs. Wir standen auf hohen Bergen, schnorchelten in den Meeren, stapften durch den Schnee, schwitzten in den Tropen, waren in der Wüste, erlebten den Monsun und vieles, vieles mehr. Man könnte meinen wir hätten sie gesehen, die ganze Welt… Doch die Welt ist noch so viel grösser, hat noch so viel mehr zu bieten. Und wir haben noch jede Menge Ziele für die Zukunft. 

Wir haben in unserem Blog versucht, neben dem eigentlichen Reisebericht unsere Erkenntnisse festzuhalten. Kleine Erkenntnisse, die man ja eigentlich jeden Tag hat. Oft ist man sich dessen bloß nicht bewusst. Manchmal waren es wirklich nur Kleinigkeiten, wie z.B. patagonischer Kaffee schmeckt schlecht oder Nasenbären klauen einem gerne das Essen.
Aber manchmal waren es auch bedeutendere Dinge. Zum Beispiel die Erinnerung daran wie das Jahr vor der Abreise für uns verlief.
Alles was sich zuerst so schwierig und unüberwindbar angehört hat, klappte, wenn man es erst mal anging, meist ganz einfach. Wir besprachen rechtzeitig unsere Jobsituation, lösten unsere Wohnung auf, zogen um, meisterten alle Behördengänge besser als erwartet und heirateten noch schnell (inkl. selbstgenähtem Hochzeitskleid!).
„Schaffen wir das alles?“, fragten wir uns manchmal ... „Aber klar! Wir sind so drin im Run, da bekommen wir das auch noch hin“ Und tatsächlich - alles klappte!
Das war auch schon unsere erste Erkenntnis, noch bevor es überhaupt losging: Man wird sehr effizienter, bekommt so viel mehr hin als man denkt, und:
Es fühlt sich wunderbar an, wenn man ein grosses Ziel vor Augen hat!
Auch das möchten wir gerne für die Zukunft erhalten - den Status Quo vor der Reise und ein neues Ziel.

Aber die wirklich große Erkenntnis dieser Reise, vielleicht das Kernfazit ist für uns:
 „Alles wird gut!“
Daran glauben wir heute mehr denn je. Diese Reise hat das so oft bewiesen.
Egal wie schwierig manche Situation war, egal wie seltsam die Dinge manchmal liefen… am Ende hat alles geklappt, es gab immer eine Möglichkeit, eine Lösung und vor allem gab es immer Hilfe durch andere Leute.
An diesem Gedanken wollen wir festhalten.

Daran glauben wir auch in unserem neuen Alltag zu Hause!

Oktober 2015 

Oktober 2016

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