2016/01/10
ein Reisefazit nach 100 Tagen auf Tour
Es wird uns nicht langweilig zusammen.
Auch wenn man den Partner schon seit langem gut kennt, nach 100 Tagen Weltreise kennt man ihn definitiv noch besser. Mit allen Höhen und Tiefen, Vor und Nachteilen und vermutlich in fast jeder erdenklichen Situation.
100 Tage sind wir nun in der großen weiten Welt unterwegs.
Wir haben den gestrigen Tag genutzt, um uns ein paar Gedanken zu unseren bisherigen
Erlebnissen, Erkenntnissen und Fazits zu
machen. Wir sind gespannt, ob diese Gedanken am Ende der Reise auch noch
zählen…
Die Perspektive auf die Dinge ändert sich beim Reisen.
Das haben wir immer wieder gehört, bevor wir losgingen und tatsächlich können
wir dem mittlerweile zustimmen. So viel Fremdes das man täglich sieht, sei es
das Verhalten der Menschen, die Kultur, das Essen oder nur schon das Einkaufen.
Immer wieder versuchen wir es in Relation zu dem Bekannten, also zu unseren
Gewohnheiten zu stellen. Nicht immer klappt das, oftmals ist es aber sehr
bereichernd eine neue Perspektive zu sehen.
Und so stellen wir fest:
Wann
wird eine Reise zur Weltreise
Die
ersten drei Wochen fühlten sich für uns an wie normaler Urlaub. Wir konnten
nicht verstehen und hatten keine Vorstellung davon wie es ist, auf einer
Weltreise / Langzeitreise zu sein.
Dann
kam Indien und vieles lief nicht mehr so wie wir es ursprünglich geplant
hatten. Zudem waren wir sehr weit außerhalb unserer gewohnten Komfortzone. Wir
mussten anfangen zu improvisieren, uns treiben lassen und uns einfach auf das
einlassen was kam. Und so kam auch das Gefühl, dass diese Reise anders ist, als
unsere bisherigen Reisen.
Überhaupt haben wir den Eindruck, dass Indien der beste
Einstieg für diese Reise war. Nach 1 Monat quer durchs Land, hat man das Gefühl,
dass man auf alles vorbereitet ist und einen nichts mehr schockieren kann.
Das
Gepäck
Wir
haben, bis auf sehr wenige Dinge, wirklich gut gepackt. Haben all das dabei was
wir brauchen ohne zu viel mit uns rumzuschleppen. Kleidung, vor allem T-Shirts
werden vor Ort einfach ersetzt, wenn sie ausgeleiert und verwaschen sind oder
wir sie nicht mehr sehen können.
Wir haben unser Gepäck gut im Griff, alles ist
übersichtlich und schnell wieder eingepackt beim Standortwechsel. (Vero´s Tipps
sei Dank)
Das Budget
Bisher haben wir unser geplantes Reisebudget gut
eingehalten. Zwar nicht für jedes einzelne Land, aber in der Summe passt es. In
teureren Ländern ist es einfach das Budget zu halten, da wir hier oft in
privaten Unterkünften sind, uns einfacher selber versorgen können und die
öffentlichen Verkehrsmittel gut und günstig sind. In günstigeren Ländern fällt
es uns schwerer mit dem Budget. Hier
gönnt man sich einfach mehr Luxus.
Unser
Körper muss viel kämpfen
Immer
wieder brauchen wir kleine Auszeiten, die uns unser Körper meistens recht
deutlich zeigt. Dann
liegt einer von uns (meistens Karin) mal einen Tag, oft mit Fieber, schlapp im
Bett oder in der Hängematte. Das mag natürlich am Klima hier in den Tropen
liegen, am fremden Essen und den fremden
Bakterien. Wir glauben mittlerweile auch, wenn unser Kopf zu voll ist
mit zu vielen neuen Eindrücken, stellt unser Körper auf Ruhemodus und hat somit
Zeit zum „Daten formatieren“. Am nächsten Tag ist alles wieder gut.
Was
ich (Karin) mir deutlich einfacher vorgestellt habe, war die Konsequenzen mit
meinen Beinen. Trotz allem hab ich es gut im Griff.
Frisch,
fromm, fröhlich, frei
Trotz
der oben genannten kleinen gesundheitlichen Aussetzer, fühlen wir uns
grundsätzlich fit, gesund und wohl! Es geht uns körperlich wie geistig sehr
gut.
Geri
hat als kleiner Nebeneffekt auch noch deutlich abgenommen.
Reisen
bildet, sagt man so schön
Und
das stimmt. Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, jedes Mal wenn wir ein neues
Land „betreten“ uns ein wenig darüber einzulesen (über Politik, Wirtschaft,
Bevölkerung und Kultur). Erstaunlicherweise bleibt doch einiges davon hängen.
Vor allem aber macht es uns manches verständlicher, wie z.B. das Verhalten der
Menschen oder deren Kultur. Besonders deutlich zu merken war das für uns in
Kambodscha.
Wir
Europäer sind nicht der Mittelpunkt der Welt
Alleine
schon auf Grund der Bevölkerungszahlen (1,2 Mrd Inder und 1,3 Mrd Chinesen),
heißt das, dass jeder dritte Mensch auf der Erde entweder ein Inder oder ein
Chinese ist. Und wenn man durch Indien reißt wird einem das auch klar - sooo
viele Menschen, die gefühlt überall sind.
Bei
alltäglichen Dingen wie z.B. der Toilette wurde uns auch klar, dass nicht immer
unser Standard überall zählt. So ist z.B. die „Hocktoilette“ , die „Popodusche“
und der Verzicht auf WC-Papier in Asien Standard, was für uns erst mal sehr
gewöhnungsbedürftig ist. Wir suchen uns immer die westlichen Toiletten aus,
wenn es geht.
Eine
Anekdote zur Weltperspektive hatte ich (Karin) in Japan. Das war das erste mal,
dass ich wirklich realisiert habe, dass nicht alle die Welt und all ihre
Geschehnisse aus unserer Sicht sehen.
Wir standen irgendwo in Japan vor einer großen Weltkarte und meine erste
Aussage war: „schau mal, die Weltkarte ist falsch“… aber sie war nicht falsch,
nur gedreht. Japan war der Mittelpunkt darauf und nicht wie gewohnt Europa.
Der
Dialog ist der Weg zur Wahrheit
Der
Kontakt zu anderen Leuten ist ein prägender Bestandteil unserer Reise.
Wir
haben auf unseren bisherigen Reisen auch immer Leute kennen gelernt, aber nie
auf so intensive und innige Art und Weise. Wir gehen viel offener auf andere
Menschen zu, nehmen uns die Zeit, die wir ja auch haben, uns mit anderen Leuten
zu unterhalten. Und haben so viele tolle Begegnungen und sehr interessante, oft
auch sehr tiefgründige und bereichernde Gespräche mit uns bis dahin fremden
Leuten gehabt. Auch da war Indien vermutlich wieder der ideale Einstieg. Dort
wurde man immer und überall von Menschen angesprochen ohne jede
Berührungsangst. Und ein paar nette Bekanntschaften sind bestehen geblieben.
Probleme
kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.
- Albert Einstein
Danke Tara für diesen schönen Satz.
„Der
Dialog zwischen uns beiden ist super“ (Zitat Geri)
Auch
nach 100 Tagen gemeinsamem Reisen und somit fast täglich 24 Stunden
Zusammensein, haben wir uns immer noch was zu erzählen. Oft sitzen wir abends
zusammen und reden viel, viel, viel.Es wird uns nicht langweilig zusammen.
Wir
gehen uns weniger „auf den Kecks“.
Am
Anfang haben wir uns doch öfter mal gekabbelt, vor allem immer dann, wenn wir
auf sehr engem Raum aufeinander waren oder sehr weit außerhalb unserer
persönlichen Komfortzone waren. Wir reisen ja nicht durch die 4-Sterne Hotels
der Welt, sondern wollen sehen wie es wirklich ist vor Ort. Und das heißt
manchmal eben auch unbequemere Unterkünfte. Mittlerweile ist das viel weniger.
Seit Japan haben wir einen guten Weg miteinander gefunden und wissen, wann wir
eine Pause voneinander brauchen.Auch wenn man den Partner schon seit langem gut kennt, nach 100 Tagen Weltreise kennt man ihn definitiv noch besser. Mit allen Höhen und Tiefen, Vor und Nachteilen und vermutlich in fast jeder erdenklichen Situation.
Wir
haben unsere Rollenverteilung gefunden!
Schnell
und bisher für uns beide sehr passend haben wir unsere Rollenverteilung
gefunden. Wie auch schon in den 8 Monaten vor der Reise, als wir doch das ein
oder andere um die Ohren hatten, zählt auch unterwegs für uns das Prinzip
Oblivion: „Are we an effektive Team?“ – „Yes, we are“
Geri
Aufgaben:
-
1. Offizier (2. Entscheidungsbefugnis)
-
Kundschafter (Verhandlungen vor Ort,
Auskundschaftung und Erstbegehung)
-
1. Versorgungsoffizier (Beschaffung Nahrung)
-
Funker (Erstellung Blog)
-
Offizier für Dokumentation und Fotographie
-
Bespaßungsoffizier (wir haben unser altes
Hobby Musikraten wiederentdeckt… dafür braucht es einen DJ)
-
Techniker (alles was Technik betrifft inkl.
Geräte aufladen)
Karins
Aufgaben:
-
Käpitänin (1. Entscheidungsbefugnis)
-
Kommunikationsoffizier (Abklärungen via
Telefon, Kontakt zur Heimat via Whatapp, Email, Skype)
-
2. Versorgungsoffizier (Wäsche, Pflege,
Ausrüstungsgegenstände)
-
2. Funker (Korrekturlesen des Blogs)
-
Krankenoffizier
-
Sicherheits- und Sauberkeitsinspektor (jede
neue Unterkunft wird erst mal gründlich
nach Sauberkeit begutachtet und grundsätzlich erkundet)
-
Reisefriseur
Wo
bleibt der Rhythmus?
Eine negative Sache für uns ist: Wir haben bis heute keinen richtigen Tagesrhythmus gefunden, und dass obwohl, vor allem Geri, das von Anfang an wollte. Bisher war es schwierig das hinzubekommen. Vor allem die Reisetage (mal früh morgens, mal über Nacht, mal am Tag) und deren Folgen am nächsten Tag, machen es uns schwierig einen geregelten Tagesablauf hinzubekommen. Hinzu kommt, dass es am Anfang auch einfach schön war sich treiben zu lassen, ohne zu einer bestimmten Zeit eine bestimmte Sache machen zu müssen. Mittlerweile haben wir aber doch das Bedürfnis Regelmäßigkeiten. Man kann seine „gelernten Tugenden“ halt auf Dauer doch nicht verbergen. Wir arbeiten daran!
Eine negative Sache für uns ist: Wir haben bis heute keinen richtigen Tagesrhythmus gefunden, und dass obwohl, vor allem Geri, das von Anfang an wollte. Bisher war es schwierig das hinzubekommen. Vor allem die Reisetage (mal früh morgens, mal über Nacht, mal am Tag) und deren Folgen am nächsten Tag, machen es uns schwierig einen geregelten Tagesablauf hinzubekommen. Hinzu kommt, dass es am Anfang auch einfach schön war sich treiben zu lassen, ohne zu einer bestimmten Zeit eine bestimmte Sache machen zu müssen. Mittlerweile haben wir aber doch das Bedürfnis Regelmäßigkeiten. Man kann seine „gelernten Tugenden“ halt auf Dauer doch nicht verbergen. Wir arbeiten daran!
Was
haben wir bisher vermisst – was nicht
Erstaunlich,
dass dieser Satz jetzt von uns beiden kommt, aber wir vermissen wirklich den
Sport! Auch
hier wieder das Thema Regelmäßigkeit und was beim Sport so toll funktioniert,
das Abschalten. Nur
leider ist es hier einfach schwierig zum Umsetzen. Joggen gehen ist beinahe
unmöglich, weil zu heiss und keine Ahnung wo hin rennen, es besteht die Gefahr
sich im Dschungel zu verirren. Fahrrad fahren für Geri, geht auch nicht, weil
kein Fahrrad im Gepäck, oder das Fahrrad
vor Ort so schlecht ist, dass an eine Tour nicht zu denken ist.
Ich (Karin)
habe manchmal meine Nähmaschine vermisst. In einer der tollen Lodgen, in denen
wir bisher waren, draußen auf der grünen Terrasse zu sitzen und zu nähen, wäre
meine Idealvorstellung von einem perfekten Moment. Nun gut, die Maschine wäre
wirklich zu schwer für das Gepäck gewesen.
In
den ersten Wochen war es für mich (Karin) ungewohnt nicht meine volle Kleiderauswahl zu
haben, vor allem schicke Sachen und mich nicht zu schminken. Das verging mit
der Zeit. Ich kann mich unterdessen auch ungeschminkt im Spiegel ertragen.
Gutes
Brot und guter Kaffee haben uns die ersten drei Monate sehr gefehlt. Reis und Toastbrot
ist schon ok, aber es geht nichts über ein leckeres Körnerbrot! Guten Kaffee
haben wir unterdessen in Indonesien wieder angetroffen, der wird hier angebaut.
Nicht
vermisst hingegen haben wir Fernseher, Netflix, generelle Medienunterhaltung.
Wir waren uns sicher, dass wir irgendwelche Unterhaltungsmöglichkeiten brauchen
würden, da uns bestimmt mal langweilig wird.
Spannend zu sehen, dass dem nicht so ist. Fernsehen in den Hotels
schauen wir so gut wie nie und Netflix geht hier in Asien nicht, aber wir
hatten auch nie das Bedürfnis danach. Wir „gönnen“ uns ab und zu mal eine
„original“ DVD aktueller Kinohits für 1 € am Straßenstand. Oder gingen wenn es
sprachlich möglich war ins Kino. Das reicht uns völlig an Unterhaltung. Unsere
Tage sind so ausgefüllt und vermutlich auch unsere Köpfe, dass wir das bisher
nicht brauchen.
Die
einzigen Medien, die wir super finden sind Skype, WhatsApp und Email. Das macht
es uns sehr einfach mit Familie und Freunden zu kommunizieren.
Wir
sind froh, dass wir unseren Laptop mitgenommen haben (auch wenn wir das am
Anfang auf Grund des Gewichtes immer wieder in Frage gestellt haben).
Grundsätzlich
war es für uns sehr interessant zu sehen wie wenige Alltagsgegenstände man
wirklich braucht im Leben. Vieles ist „nice to have“, aber wirklich brauchen
tut man das Wenigste. Wir hoffen, dass wir etwas von dem Gefühl mit nach Hause
nehmen können und nochmals deutlich unser Hab und Gut entrümpeln!
Zu
Guter Letzt: Alles wird gut!
Egal wie schief manches gelaufen ist, am
Ende hat es immer irgendwie funktioniert, meistens anders als gedacht und oftmals
sogar besser als gedacht.
Wirklich toll! Stimmt voll und ganz! LG
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